Kürzlich durften die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Caritas Regensburg an einer Mittagspause der besonderen Art teilnehmen: Kardinal Gregorio Rosa Chávez, Weihbischof in San Salvador und Präsident der Caritas in El Salvador, hielt einen Vortrag über den heiligen Óscar Romero und die politischen und sozialen Zustände in seinem Heimatland El Salvador. Begleitet wurde er von der Adveniat-Länderreferentin Ines Klissenbauer, die als Übersetzerin fungierte, und Ruth Aigner, Leiterin der Fachstelle Weltkirche im Bistum Regensburg. Die stellvertretenden Leiter der Hauptabteilung Seelsorge, Gerhard Büchl und Dr. Walter Zahner, waren ebenso mit dabei.
Begrüßt wurden alle Anwesenden zu Beginn von Diözesan-Caritasdirektor Michael Weißmann, der sich herzlich bei Kardinal Chávez für sein Kommen bedankte. Die Überleitung zum Hauptvortrag übernahm Ruth Aigner. Sie sprach davon, dass Chávez nicht nur ein unglaublich engagierter Kardinal und Weihbischof sei, sondern zudem auch ein großer Pädagoge. Dies habe vor allem den Schülern der Fachakademie für Sozialpädagogik in Regensburg imponiert, welche Chávez einen Tag zuvor besucht hatte, so Aigner weiter.
Kardinal Gregorio Rosa Chávez, der auch als Ziehsohn des heiligen Óscar Romero gilt, begann seinen Vortrag mit einem ausführlichen und anschaulichen Bericht über Óscar Arnulfo Romero y Galdámez, ehemaliger Erzbischof von San Salvador. Seit dem Tod und der Heiligsprechung Óscar Romeros ist Chávez Sachverwalter seines geistlichen und kirchenpolitischen Erbes. Genau wie Romero steht auch Kardinal Chávez für soziale Gerechtigkeit in El Salvador ein. Romero sei einer der wichtigsten Verfechter der Befreiungstheologie, so Kardinal Chávez. Besondere Einblicke hinter die Mauern des Vatikans und bescherte Kardinal Chávez den Zuhörern, als er den Heiligsprechungsprozess Romeros offen darlegte.
Um das Wirken des heiligen Óscar Romeros zu unterstreichen, zeigte Chávez einen Dokumentarfilm über die Zustände in El Salvador, zu Lebzeiten Romeros. Sie waren geprägt durch soziale Ungleichheit, Bandenkrieg und Gewalt. "Romero stellte sich auf die Seite der Armen", erklärte Chávez, "deswegen wurde er von vielen Seiten angefeindet und bezahlte dies am Ende mit seinem Tod".
In der anschließenden Diskussionsrunde interessierten sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Caritas Regensburg vor allem dafür, wie die heutige Lage in El Salvador aussieht. "Wie steht es um die Jugendkriminalität in El Salvador?", fragte unter anderem eine Mitarbeiterin. "Hat sich seit der Zeit Romeros etwas verbessert?" Dort, wo soziale Ungleichheit herrsche, würde es weiterhin unvermeidlich zu Gewalt kommen, erwiderte Chávez. Das größte Problem sei die Kriminalität der Jugendbanden, der sogenannten "Maras". Die Mordrate liege bei 108 auf 100 000 Einwohner. Somit eine der höchsten weltweit. Er würde weiterhin versuchen, den Jugendlichen eine Chance auf Bildung und Arbeit zu ermöglichen, betonte Kardinal Chávez. Es sei allerdings noch ein weiter und beschwerlicher Weg.
Gemeinsam betete Chávez abschließend mit den Anwesenden das Mittagsgebet. Bei der anschließenden Kaffeerunde konnten sich die Caritas Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter über das Gehörte austauschen und Kardinal Chávez noch einige Fragen stellen.
Zusatzinfo 1: Kardinal Gregorio Rosa Chávez
Kardinal Gregorio Rosa Chávez ist seit über 30 Jahren als Weihbischof und Gemeindepfarrer in El Salvador tätig. Seine Aufmerksamkeit gilt den benachteiligten Jugendlichen, die sich gewalttätigen Jugendbanden anschließen. Von Papst Franziskus wurde er 2017 als Anerkennung für seinen Einsatz in den Kardinalsstand erhoben. Mit seinem Kampf für die Armen folgt er dem Beispiel des 1980 ermordeten Óscar Arnulfo Romero, mit dem er viele Jahre zusammengearbeitet hat. Maßgeblich sprach er sich für die Seligsprechung und Heiligsprechung Romeros aus.
Zusatzinfo 2: Óscar Arnulfo Romero y Galdámez
Erzbischof Óscar Romero wurde am 24. März 1980, während er eine Messe hielt, erschossen. Sein Einsatz für die Vernachlässigten und sein Kampf gegen Unterdrückung und Ungleichheit wurden ihm zum Verhängnis. Seine Heiligsprechung zeigt, es war ein unermüdlicher Einsatz für Gerechtigkeit. Am 14. Oktober 2018 sprach Papst Franziskus Óscar Romero in Rom heilig.